Beim Segelfliegen ist es wie bei jeder anderen Sportart: Übung macht den Meister. Wie aber läuft die Ausbildung vom ersten Schnupperflug bis zum Erreichen des Flugscheines ab?
Praktische Ausbildung
Zunächst werden einige Starts, und vor allem Landungen, in einem Doppelsitzer absolviert. Dabei sitzt man bereits vorn auf dem Platz für Pilot*innen. Der oder die Fluglehrer*in sitzt dahinter und kontrolliert Start, Flugmanöver und Landung und erklärt außerdem nach und nach die Funktionen der Ruder und Instrumente, das Verhalten bei besonderen Wetterbedingungen und in Gefahrensituationen. Nach ca. 30 bis 70 Starts und Landungen steht das Ende des allerersten Ausbildungsabschnittes bevor: Die ersten drei Alleinflüge! Zu dieser bestandenen "A-Prüfung" gibt es als Fliegertradition einen "schönen" Strauß aus allem, was auf dem Flugplatz so wächst.
Es folgen weitere Ausbildungsschritte wie der erste längere Alleinflug, Navigationsübungen sowie Starts und Landungen auf fremden Flugplätzen, um nur einige Beispiele zu nennen. Im persönlichen Ausbildungsnachweis sind die einzelnen Schritte aufgeführt und der Fortschritt wird dokumentiert. Z.B. die "B-", und "C-Prüfung", welche jeweils das Ende eines weiteren Ausbildungsabschnittes bilden. Wenn die praktische zusammen mit der theoretischen Ausbildung abgeschlossen ist, sind die Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung fast erfüllt. Jetzt muss "nur" noch ein 50 km Überlandflug alleine absolviert werden.
Außerdem werden im Segelflugbetrieb auch alle im Bedienen der Startwinde ausgebildet, denn ganz ohne Starthilfe geht's nicht. Und nebenbei lernen auch die jüngeren beim Seilrückholen das Autofahren.
Theoretische Ausbildung
Neben der Ausbildung im Flugzeug selbst muss eine ganze Menge an Hintergrundwissen rund ums Fliegen gebüffelt werden. Theoretische Prüfungsfächer sind etwa:
- Kommunikation Hier wird das Flugfunkzeugnis (BZF) erworben.
- Luftrecht Beschäftigt sich mit den geltenden Bestimmungen für die Luftfahrt, wie Flughöhen, Verkehrsregeln und Zuständigkeiten.
- Meteorologie Die Flugwetterkunde sowie deren Einfluss auf den Flug und dessen Vorbereitung.
- Navigation Hier lernt man, wie man richtig von A nach B kommt, denn in der Luft gibt es ja bekanntlich keine Verkehrsschilder.
- Technik Wie ist ein Flugzeug aufgebaut, warum fliegt es eigentlich und wie wird es gesteuert? Wie funktionieren Triebwerke und Instrumente? Wie bekomme ich raus, wie viel Gepäck ich mitnehmen darf?
- Verhalten in besonderen Fällen Wenn mal nicht alles so glatt verläuft wie man es sich vorgestellt hat, ist man froh, die hier gelernten Notfallverfahren zu beherrschen und anwenden zu können.
- Aerodynamik Hier wird noch einmal näher auf die Frage eingegangen "Warum fliegt ein Flugzeug?" und wo welche Kräfte an ihm wirken.
- Menschliches Leistungsvermögen Die häufigsten Fehler im Cockpit sind nicht technischer Natur, deshalb ist es besonders wichtig die eigenen Grenzen zu kennen und auch richtig erkennen zu können wenn man sie erreicht.
Nachdem einer bestimmte Anzahl theoretischer Unterrichtsstunden, kann man sich zur theoretischen Prüfung anmelden. Sie umfasst jeweils 40 Fragen aus den Fachgebieten, nur für den Flugfunk ist noch eine mündliche Prüfung nötig.
Wo und wie?
Die Segelflugausbildung wird ohne zusätzliche Kosten für Fluglehrer*innen oder Gerät komplett vom Aero-Club Koblenz angeboten. In den Sommermonaten (die Saison läuft von März bis Oktober) findet die praktische Ausbildung bei so gut wie jedem Wetter auf dem Flugplatz Winningen statt. Dafür stehen derzeit ca. 10 Fluglehrer*innen und 5 Schulflugzeuge zur Verfügung.
Die theoretische Ausbildung erfolgt im Aero-Club Koblenz in Abendkursen in den Wintermonaten. Flug- und Theorielehrer*innen bilden die Flugschüler*innen in den Räumen der Universität Koblenz aus, der Unterricht steht auch interessierten Universitätsangehörigen über den AHS offen.
Bevor die Ausbildung beginnen kann, werden einige Dokumente benötigt. Auskunft dazu gibt Dir unsere Ausbildungsleitung. Am besten lässt sich aber alles erklären, wenn Du einfach mal zu uns auf den Flugplatz kommst. Während der Saison am Wochenende oder Feiertags im Flugbetrieb, oder im Winter Samstags bei der Werkstattarbeit.